Mutter

Oft schnürte mir die Strenge deiner Liebe
wie eine Last den Hals. Die Tür fiel zu.
Mir war so bang, dass mir für mich nichts bliebe.
Vielleicht stiehlt uns das heute noch die Ruh.

Es tat dir weh, wie ich dich oft verbannte,
um jeden buhlte und dich übersah.
Den Süchtigen versucht das Unbekannte.
Du warst so selbstverständlich einfach da.

Du warst die Mutter. Die war mein Gewissen.
Was dich bewegte sah ich lange nicht.
Wie einstmals Gott hab ich dich töten müssen.
Jetzt könnt ihr auferstehen im Gedicht.

Es war doch immer nur die eigne Enge,
die mich so oft nicht weiter werden ließ.
Nur so verstummen Verse und Gesänge,
so schwindet der Geschmack vom Paradies.

Du bist dein Eigen. Und nur du
kannst mit kaputtem Rücken gehn.
Die Lügner sehen unbeholfen zu
die können nicht mal grade stehn.

Da hast du dich schon lang befreit
wo andre nach Befreiung schrein,
die huren mit dem Geist der Zeit.
Du wirst du selbst für immer sein.

Du warst da groß wo andre meist versagen
und hast dich nie verkauft für schnöden Lohn,
und solltest du mich wieder schwer ertragen,
vergiss nur nicht: ich bin dein Sohn.

Dass ich nicht fiel, verdank ich dir.
Mein Dichten fällt auf dich zurück
Du lobst, verzweifelst auch in mir,
du leihst mir den geraden Blick.

Und nun so sich die Wunde schließt
die du mir warst, die ich dir schlug,
jetzt wo du vieles leichter siehst
was sich so schwer mit dir vertrug

bitt ich, dass dich, nein dass uns beide
dein Engel einst nach Hause führt,
und dass Erinnerung, die leide
nun als Vergessen an dich rührt.

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