Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Es ist entsetzlich kalt; es schneit,
Silvesterabend bricht herein;
ein kleines armes Mädchen geht
auf finstren Straßen ganz allein.
Mit nackten Füßen, bloßem Kopf,
mit einer Schürze nur am Leib,
sie bietet Schwefelhölzer an,
doch keine Seele weit und breit.
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern kauert dort am Straßenrand,
unerkannt und unbekannt,
zitternd an der Häuserwand;
sie zündet ihre Hölzer an,
der Himmel nimmt sie leise an die Hand.
Wie sprüht und brennt das erste Holz,
als wär’s ein Ofen, wohlig heiß!
Die Kleine streckt die Füße aus;
das Holz erlischt, sie spürt das Eis.
Das zweite bringt ihr die Vision
vom wundervollen Weihnachtsschmaus.
Der Bratenduft ist schon ganz nah;
das Holz erlischt, der Traum ist aus.
.
Das dritte bringt den Weihnachtsbaum,
so herrlich ist er ausgestellt;
das Mädchen streckt sich nach ihm aus,
doch da vergeht auch diese Welt.
Und tausend Lichter steigen auf;
die Sterne sind’s, die sie beschwört.
Es ist beim letzten Schwefelholz,
der Hunger weicht, sie wird erhört.
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