Pandemiewalzer
Die Straßen sind leer und schmecken fast schal
Ein Kind weicht vor mir zurück und glotzt
Die Geschäfte verrammelt, man grüßt sich kaum mehr
An die Ecke hat lang keiner mehr gekotzt
Deine Großmutter weint still in der Stube
Und du winkst ihr von draußen dabei zu
Der Erich spielt Schafkopf im Keller mit Kollegen
Der Nachbar ruft die Bullen dazu
Lena sitzt mit viereckigen Augen vor ihrem Rechner
Auf ihrem Zimmer im Pyjama und paukt
Das ungetragene Abiball-Kleid längt bei Ebay verkauft
Vor ein paar Jahren hätt´ das doch keiner geglaubt
Das Veferl kriegt zum Abschluss ´nen Netflix-Account
Der Peter ging auch früher nie gern raus
Der Pfleger fährt schon wieder zur Doppelschicht
Applaus, Applaus, Applaus
Was macht wohl der Hans, der sonst niemand hat
Vielleicht sollt´ mal jemand nach ihm sehen
Wenigstens im Wirtshaus kam der mal unter Leut´
So jemand wird einfach untergehen
Und Lisa – die Hübsche – von nebenan
Vor zwei Jahren noch glückliche Braut
Sie hat plötzlich täglich verschwollene Augen
Ach ihrem Kerl hab´ ich eh nie getraut
Die Straßen sind leer und schmecken so schal
Und ich würde so gern singen und schreien.
Doch wohin und wer hört´s? Plötzlich alles banal
Doch da muss doch noch irgendwas sein