Haus der Lüge
Erstes Geschoss:
Hier leben die Blinden
Die glauben was sie sehen
Und die Tauben
Die glauben was sie hören
Festgebunden auf einem Küchenhocker
Sitzt ein Irrer, der glaubt
Alles was er anfassen kann
(Seine Hände liegen im Schoss)
Zweites Geschoss:
Rolle für Rolle
Bahn für Bahn
Rauhfaser tapeziert
einzelne Mieter stehen herum
betrachten die Wände aufmerksam
suchen darauf Bahn für Bahn
nach Druck- und Rechtschreibfehler
Können nicht mal ihren Namen entziffern
Auf ins nächste Geschoss:
Welches, oh Wunder, nie fertiggestellt
Nur über die Treppe erreicht werden kann
Hier lagern Irrtümer, die gehören der Firma
Damit kacheln sie die Böden
An die darf keiner ran
Viertes Geschoss:
Hier wohnt der Architekt
Er geht auf in seinem Plan
Dieses Gebäude steckt voller Ideen
Es reicht von Funda- bis Firmament
Und vom Fundament bis zur Firma
Im Erdgeschoss:
befinden sich vier Türen
Die führen
Direkt ins Freie
Oder besser gesagt: in den Grundstein
Da kann warten wer will
Um zwölf kommt Beton
Grundsteinlegung!
Gedankengänge, sind gestrichen
In Kopfhöhe braun
Infam oder katholisch violet
Zur besseren Orientierung
Dachgeschoss:
Es hat einen Schaden
Im Dachstuhl sitzt ein alter Mann
Auf dem Boden tote Engel verstreut
(Deren Gesichter sehen ihm ähnlich)
Zwischen den Knien hält er ein Gewehr
Er ziehlt auf seinen Mund
Und in den Schädel
Durch den Schädel
Und aus dem Schädel heraus
In den Dachfirst
Dringt das Geschoss
Gott hat sich erschossen
Ein Dachgeschoss wird ausgebaut
Gott hat sich erschossen
Ein Dachgeschoss wird ausgebaut
Ein Dachgeschoss wird ausgebaut